Göttingen. Zu einem Abend rund um Erinnerungspolitiken und Gedenkkulturen an die Opfer des Nationalsozialismus lädt das Göttinger gleichnamige Bündnis ins Alte Rathaus, Markt 9 ein. Anlässlich des Gedenktages an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gehen am Donnerstag, 26.1.2023 um 19.30 auf dem Podium Vertreter*innen jüdischer, Roma-, Sinti-Verbände gemeinsam mit Gedenkstätten-Mitarbeitenden den Fragen nach: Was passiert, wenn Gedenken zum leeren Ritual wird? Ist Erinnern eine Schutzmaßnahme und Stärkung für die Zukunft?
„Wir wollen mit verschiedenen Generationen über die Bedeutung des Erinnerns an schlimmste Verbrechen der Menschlichkeit diskutieren. Und wir wollen verschiedene Erinnerungskämpfe miteinander verknüpfen. Erinnern ist unser kollektiver Weg, vorwärts zu denken“, so die Moderatorin des Abends, Kreisvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Agnieszka Zimowska. Sie freue sich mit Gästen und Publikum verschiedenen Facetten, kontroversen Bedürfnissen und solidarischen Verbindungen von gedenkpolitischen Akteur*innen Raum zu geben.
So auch Kenan Emini, Sprecher des Roma Antidiscrimination Network. Emini versteht Erinnern nicht nur als eine emotionale Performance für einen Gedenktag. „Erinnern muss eine Warnung für die Gesellschaft sein. Es gibt zu viel Toleranz gegenüber rechten Strömungen in unserer Demokratie. Wir sind es den Verstorbenen schuldig, konsequent dagegen vorzugehen, denn die Ideologie der Täter lebt weiter in Institutionen, in der Politik, in der Gesellschaft. Es wird schwer.“
Der Aktivist diskutiert gemeinsam mit Roxanna-Lorainne Witt (Sintiza-Aktivistin und Autorin), mit Jannes Walter (Verband jüdischer Studierenden Nord) und Dr. Alexandre Froidevaux (KZ-Gedenkstätte Neuengamme).
Die Abendveranstaltung findet vor Ort im Rathaus und im Livestream mit Chatbeteiligung statt. Anmeldungen sind nicht notwendig. Zugangsdaten sind kostenlos zu finden unter
https://gedenken-an-die-opfer-des-nationalsozialismus.de/januar-2023.php#26_1_2023
Das vom ehrenamtlichen und politischen Engagement lebende Göttinger Gedenkbündnis besteht seit fünfundzwanzig Jahren aus zahlreichen antirassistischen, gewerkschaftlichen, menschenrechtlichen, feministischen Gruppen und Verbänden. Zusammen mit religiösen Verbänden und Selbstorganisationen entwirft das Bündnis jedes Jahr zwischen dem 9.November und dem 31.Januar ein breites Veranstaltungsprogramm. Es wird von der Stadt Göttingen unterstützt.